Experimentierfreudig, überraschend, spaßig: Illustratorin Polya Plavinskaia
Im August erschien bei der E. A. Seemans BILDERBANDE „Warum schlafen wir? Vom Träumen, Schlummern und Schlafwandeln“, geschrieben von Cathy Evans und übersetzt von Stefanie Brägelmann für Kinder ab 8 Jahren. In diesem Kindersachbuch wird dem geheimsnisvollen Zustand des Schlafs auf den Grund gegangen und erklärt, warum Schlaf so wichtig für uns ist, was passiert, wenn wir zu lange wach bleiben, und welche Geheimnisse unsere Träume über uns verraten.
Die vielschichtigen Illustrationen im Collagen-Stil stammen von der russischen Illustratorin und Buchdesignerin Polya Plavinskaia. 2023 gewann sie den Preis der Illustrator:innenausstellung auf der Kinderbuchmesse in Bologna. Eine ihrer Illustrationen aus dem Buch “Warum schlafen wir?” ist nun auf der Shortlist Golden Pinwheel Competition der Kinderbuchmesse in Shanghai.
Möchtest du dich kurz vorstellen?
Hallo, mein Name ist Polya. Ich bin Illustratorin, Collagenkünstlerin und Buchgestalterin und lebe in London. Ich arbeite seit mehr als 10 Jahren in der Kinderbuchbranche und kann mit Sicherheit sagen, dass dies die unglaublichste Reise ist, die ich je erlebt habe. Ich liebe jeden Aspekt der Arbeit mit Büchern: Illustrationen zu erstellen, anderen Illustrator:innen bei der Entwicklung ihrer Projekte zu helfen, Layouts und Cover für neue Titel zu entwerfen und mit inspirierenden Menschen zusammenzuarbeiten, um neue Ideen zum Leben zu erwecken. Jeder Aspekt meiner Arbeit ist spannend und sinnstiftend und ich schätze mich sehr glücklich, ein Teil der Kinderbuchwelt zu sein.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben (in drei Worten)?
Experimentierfreudig, überraschend, spaßig.
Auf welche Themenbereiche spezialisierst du dich bei deinen Illustrationen?
Ich arbeite sehr gerne an Sachbuchprojekten, da sie immer eine gewisse Herausforderung darstellen: Es gilt, den richtigen Weg zu finden, um komplexe Themen visuell klar und ansprechend für Kinder darzustellen und zu erklären. Ich mag es, verschiedene Perspektiven für jedes Thema zu erkunden und abwechslungsreiche, rhythmische Layouts und Kompositionen zu erstellen, die die Leser:innen auf jeder Doppelseite immer wieder überraschen. Manche Themen können langweilig oder schwer verständlich erscheinen – selbst für Erwachsene, geschweige denn für Kinder – daher versuche ich, visuelle Metaphern zu verwenden, die komplexe Inhalte leichter verständlich machen oder sie sogar in einen spielerischen visuellen Witz verwandeln. Bei der Arbeit an Sachbüchern lerne ich selbst immer etwas Neues dazu.
Gleichzeitig bin ich auch ein großer Fan von Pappbilderbüchern und Bilderbüchern. Für jüngere Leser und Leserinnen liebe ich es, verspielte und fröhliche Geschichten zu schreiben, die Kindern helfen, durch Spaß neue Fähigkeiten zu erlernen. Eines meiner jüngsten Autorenprojekte, „What a Mess“, ist ein Zählbuch, in dem alle Tiere durcheinandergeraten sind und neben den üblichen Schweinen, Vögeln und Tigern jede Doppelseite mit wilden, lustigen und unerwarteten Kreaturen gefüllt ist.
Wie kam es zu Entwicklung deines persönlichen Stils? Hast du schon immer mit Collagen gearbeitet?
Als ich anfing, habe ich viel mit Gouache gearbeitet, die ich immer noch gerne für Texturen in meinen Collagen verwende. Während meines Illustrationsstudiums habe ich mein erstes Kinderbuch mit Collagen gestaltet, was mir eine ganz neue Welt des visuellen Erzählens eröffnet hat. Zu Beginn meiner Karriere waren meine ersten Bücher für Verlage jedoch wieder mit Gouache gemalt. Später, als ich an einem Sachbuch über Piraten arbeitete („Pirates: the Whole Truth“), suchte ich nach der richtigen Bildsprache. Piraten sind von Mythen umgeben und das farbenfrohe, abenteuerliche Bild, das wir uns von ihnen machen, hat wenig mit der Realität zu tun. Ich wollte einen Weg finden, diese beiden Perspektiven visuell zu verbinden. Da habe ich die Collage wiederentdeckt und seitdem nicht aufgehört, mich damit zu beschäftigen. Was ich an der Collage am meisten liebe, ist, dass das Ergebnis immer teilweise unerwartet ist und oft zu neuen Ideen während des Prozesses führt. Die Möglichkeiten, diese Technik anzuwenden und weiterzuentwickeln, sind wirklich unbegrenzt.
Welcher Fakt aus dem Buch hat dich selbst am meisten überrascht?
Ich würde sagen, dass das der Abschnitt über Nachtschreck war. Als mein Sohn etwa drei Jahre alt war, gab es eine Phase, in der er nachts aufwachte, weinte und schrie und es war sehr schwer, ihn zu beruhigen. Damals verstand ich nicht, was vor sich ging. Erst jetzt, fast zehn Jahre später, während ich an diesem Buch arbeitete, wurde mir klar, dass er unter Nachtschreck litt.
Was hat dir bei der Arbeit am Buch am meisten Spaß gemacht?
Ich arbeite sehr gerne mit visuellen Referenzen. Bei Sachbüchern ist das normalerweise ein wesentlicher Teil des Prozesses. Man kann so fantasievoll und kreativ sein, wie man möchte, aber die Bilder müssen dennoch genau sein. Ich verbringe viel Zeit damit, nach guten Referenzen zu suchen, und zwar nicht nur nach bestimmten Details, sondern auch nach Inspiration aus dem wirklichen Leben. Der Hund in dem Buch wurde beispielsweise von dem Hund meines Freundes inspiriert, auf den wir zu dieser Zeit oft aufgepasst haben. Eine der Figuren basiert auf dem Freund meines Sohnes und einige der Gebäude auf dem Cover sind einfach der Blick aus meinem Fenster.
Gab es Herausforderungen bei der Arbeit an dem Buch?
Auf jeder Doppelseite Verstecke für die Schafe finden! Während ich an dem Buch arbeitete, überlegte ich mir ständig, wie ich Schafe einbauen könnte, da wir alle den klassischen Trick kennen, Schafe zu zählen, wenn man nicht einschlafen kann. Dann kam mein Sohn auf die Idee, ein Schaf auf der ersten Doppelseite zu verstecken, auf der viele Tiere schlafen. Wir haben daraus eine spielerische Herausforderung entwickelt – auf jeder Doppelseite ein Schaf zu verstecken, sodass die Leser:innen sie während des gesamten Buches zählen müssen. Die größte Herausforderung dabei ist jedoch, dass ich die Schafe so gut versteckt habe, dass ich selbst nicht sicher bin, ob ich sie alle richtig gezählt habe!
Im Buch wird von vier Schlaftypen gesprochen. Welcher Schlaftyp bist du? Bär, Wolf, Löwe oder Delfin?
Ich glaube, ich bin hauptsächlich ein Wolf, aber je älter ich werde, desto mehr Anzeichen dafür bemerke ich, dass ich auch ein Delfin bin.
Zum Instagram-Kanal von Polya Plavinskaia
Zur Webseite von Polya Plavinskaia
Zum Buch „Warum schlafen wir? Vom Träumen, Schlummern und Schlafwandeln“