Zart, detailreich und irgendwie poetisch: Illustratorin Ana Luísa Oliveira
Das Sachbuch „Ballett. Deine ersten Schritte in die Welt des Tanzes“, geschrieben von der ausgebildeten Tänzerin Rachel Oidtmann, nimmt Kinder ab 5 Jahren mit in die faszinierende Welt des Balletts. Doch nicht nur die Autorin des Buches kennt sich mit dem Thema Tanz aus. Illustratorin Ana Luísa Oliveira ist ebenfalls Tänzerin und gibt neben ihrer kreativen Arbeit Ballettunterricht für Kinder. Mit diesem Buch hat sie sich ihren Traum erfüllt, ein Kinderbuch über Ballett zu illustrieren.
Möchtest du dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Ana Luisa, ich wurde 1988 in Porto geboren und bin Illustratorin. Obwohl ich Architektur studiert habe, widme ich mich seit 2015 ganz der Illustration und dem Unterrichten von Ballett. Ich war schon immer sehr neugierig auf die Welt des Verlagswesens, insbesondere auf Kinderbücher, und darauf, wie Illustrationen mit dem Erzählen von Geschichten interagieren. Diese Neugierde veranlasste mich, kleine Bücher zu erstellen und mit verschiedenen grafischen Stilen und visuellen Erzählweisen zu experimentieren – Fähigkeiten, die ich verfeinern wollte, um ein starkes Portfolio aufzubauen und professionell mit dem Illustrieren zu beginnen. Im Jahr 2016 wurde ein Verlag auf diese Projekte aufmerksam und gab mir die Möglichkeit, an meinem ersten Buch zu arbeiten. Seitdem habe ich mit mehreren portugiesischen Verlagen zusammengearbeitet und bis heute 24 Bücher veröffentlicht.
Neben den Bilderbüchern entwickle ich Illustrationen für andere Kunden wie Marken und Unternehmen und arbeite auch an meinen persönlichen Projekten und Goodies, um meinen kleinen Laden zu füllen, den ich in mein Studio integriert habe.
Wie würdest du deinen Illustrationsstil in drei Wörtern beschreiben?
Ich finde ihn zart, detailreich und irgendwie poetisch.
Auf welche Themenbereiche hast du dich mit deinen Illustrationen spezialisiert?
Ich zeichne sehr gerne Architektur. Aufgrund meines Hintergrunds skizziere ich Architektur oft in meinen Reisetagebüchern und auch in einigen Auftragsillustrationen von Gebäuden.
Außerdem liebe ich es, in meinen Zeichnungen den Körper in Bewegung zu erforschen und mein Balletttraining hilft mir, die Anatomie in bestimmten Positionen zu verstehen, wie in diesem Buch.
Die Natur ist ein weiteres Thema, das in meinen Arbeiten immer präsent ist – manchmal ähnlich wie in wissenschaftlichen Illustrationen, manchmal eher mit dem Fokus darauf, die Zartheit und Vergänglichkeit von Landschaften und Naturelementen einzufangen.
Was hat dir bei der Arbeit an „Ballett” am meisten Spaß gemacht?
Ich habe es geliebt, an diesem Buch zu arbeiten, denn es vereint die beiden Dinge, die ich am meisten liebe: Illustration und Tanz. Besonders viel Spaß hat mir die Recherche gemacht, um die Kinder zu finden, deren Entwicklung wir im Laufe des Buches mitverfolgen können. Es hat mir sehr viel Freude bereitet, die Ballette zu illustrieren und es war für mich unglaublich spannend, den Längsschnitt des großen Theaters zu erstellen, in dem man alle Details des Gebäudes und alle Bewegungen hinter den Kulissen sehen kann.
Du tanzt seit deiner Kindheit selbst und gibst neben deiner Arbeit als Illustratorin Ballettunterricht für Kinder. Inwiefern hat dir das bei der Arbeit an dem Buch geholfen?
Ich glaube, es hat mir vor allem dabei geholfen, die Proportionen von Kindern in verschiedenen Positionen zu verstehen, sowohl in den eher technischen Posen als auch in den ausdrucksstärkeren, natürlichen Bewegungen. Außerdem hat es mir dabei geholfen, die körperlichen Aspekte und Persönlichkeiten der Kinder in dem Buch zu gestalten, von denen einige von meinen eigenen Schülern inspiriert wurden.
Was war die größte Herausforderung bei der Arbeit an dem Buch?
Dieses Buch war eine große Herausforderung, insbesondere was die Konsistenz der Bildsprache angeht. Es ist ein recht umfangreiches Buch mit vielen Illustrationen, bei denen hochtechnische Zeichnungen, wie Ballettpositionen oder die Räume, in denen die Szenen spielen, mit eher atmosphärischen und poetischen Illustrationen kombiniert werden, wie beispielsweise den Balletten, die uns in die Magie jeder Geschichte entführen sollen.
Welchen der im Buch beschriebenen Klassiker, also „Giselle“, „Schwanensee“, „Der Nussknacker” oder „Bolero”, magst du am liebsten?
Ich persönlich habe „Der Nussknacker“ schon seit meiner Kindheit immer geliebt. Ich erinnere mich, dass ich ein wunderschön illustriertes Buch mit dieser Geschichte geschenkt bekam, das mich sofort in diese magische Welt entführte. Natürlich ist es auch ein Klassiker für jedes Kind, das Weihnachten und Ballett liebt. Jedes Jahr zu Weihnachten versuche ich, mit einer oder zwei meiner Klassen eine Ballettaufführung zu besuchen und dieses Stück begeistert die Schüler und Schülerinnen am meisten und macht uns mit seinem Ende immer glücklich. Außerdem liebe ich die unglaubliche Darbietung von Sylvie Guillem in Bolero.
Gibt es einen Tänzer oder eine Tänzerin, der oder die dich besonders inspiriert?
Ja, sehr sogar, der Balletttänzer Marcelino Sambé! Sein Lebensweg ist einfach inspirierend. Trotz der Herausforderungen, denen er sich stellen musste, fand er immer die richtigen Menschen, die ihm halfen, höhere Ziele zu erreichen und seinem Traum, professioneller Tänzer zu werden, näher zu kommen. Als er zum Royal Ballet kam, war er der einzige schwarze Tänzer und das machte ihm auch bewusst, dass es unsere Unterschiede sind, die uns besonders machen. Ich bin immer sehr bewegt, wenn ich Marcelino tanzen sehe und natürlich ist er das Vorbild für den schwarzen Jungen, der im Buch „Ballett“ abgebildet ist.
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