Malerisch, frisch, voller Details: Illustratorin Victoria Tentler-Krylov

Victoria in ihrem Studio, alle Bilder in diesem Beitrag: © Victoria Tentler-Krylov

Spitze Winkel, fließende Räume und Fassaden, die in der Luft zu schweben scheinen – Zaha Hadid war die Meisterin dieser Art von Architektur. Aber bis sie die berühmteste Stararchitektin überhaupt wurde, musste Hadid große Herausforderungen meistern und viele Regeln brechen. „ZAHA BAUT – Das Leben der Architektin Zaha Hadid“ wurde von Victoria Tentler-Krylov illustriert und geschrieben. Damit wir mehr über die schwungvollen Zeichnungen von Victoria erfahren, haben wir ihr ein paar Fragen gestellt.

Möchtest du dich kurz vorstellen?

Ich bin Architektin, Illustratorin und Autorin von Bilderbüchern und ich illustriere für Zeitungen, Zeitschriften und Magazine. Meine Leidenschaft ist es, Kindern durch inspirierende, einprägsame Bilderbücher Architektur und Städtebau näherzubringen.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben (in drei Worten)?

Malerisch, frisch, voller Details.

Auf welche Themenbereiche spezialisierst du dich bei deinen Illustrationen?

Ich liebe es, Architektur zu malen, besonders Städte und urbane Umgebungen. Aber ich liebe es auch, viele unterschiedliche Menschen in verschiedenen Situationen darzustellen – vor allem große Menschenmengen, die die Lebensräume der Städte bevölkern.

Nun kommt Farbe ins Bild!

Du bist Architektin, genau wie Zaha Hadid. Welcher ihrer Bauten fasziniert dich am meisten?

Das ist lustig, denn das ändert sich ständig. Mein Lieblingsbau von Zaha Hadid ist zurzeit das Wohnhaus 520 West 28th Street in New York, direkt an der High Line. Vielleicht liegt es daran, dass ich über die High Line (die berühmte Parkanlage, die hoch über den Straßen New Yorks auf einer ehemaligen Güterzugtrasse verläuft) vor kurzem ein Kinderbuch veröffentlicht habe. Ich finde es großartig, wie sich Zaha Hadids Gebäude in die Umgebung einfügt und die Schönheit der High Line unterstreicht, während sie hier gleichzeitig sehr stark mit Linien und Winkeln spielt.

Bist du bei deinen Recherchen auf neue Informationen über Zaha Hadid gestoßen, die dich überrascht haben?

Ja, natürlich! Ich habe so viele Interviews mit ihr gesehen und gelesen, dass ich ihre Lebensgeschichte fast vortragen könnte! Besonders interessant fand ich, was ich über ihre Kindheit erfahren habe. Sie erzählte so liebevoll von ihren Eltern und wie die ihre Kinder stets dazu ermutigten, beide Gehirnhälften zu nutzen: Als Familie zeichneten und malten sie gemeinsam, aber sie lösten auch oft zum Spaß gemeinsam Matheaufgaben. Ich glaube, das hat dazu geführt, dass Zaha und ihre zwei älteren Brüder Mathe, Ingenieurwesen, Architektur und Kunst auf die gleiche Weise angingen – nämlich als kreative Disziplinen.

Schwarz-Weiß-Skizze für „Zaha baut“

 

Für „Zaha baut“ warst du gleichzeitig Autorin und Illustratorin. Das sind Arbeitsprozesse, die oft zwei verschiedene Personen erledigen. Wie war es für dich, beides zu tun?

Das Schreiben fällt mir viel, viel schwerer als das Zeichnen. Aber eine Sachgeschichte zu erzählen, machte es einfacher. Ich musste nur einen fesselnden Einstieg finden, um die Geschichte für Kinder spannend zu machen. Weil ich das Buch auch gestaltete, konnte ich beim Schreiben gleich auch über die Paginierung, die Doppelseiten und andere künstlerische Aspekte nachdenken, das war ein richtiges Aha-Erlebnis.

Warum ist es für dich so wichtig, dass Kinder etwas über Zaha Hadid und ihr Leben erfahren?

Zaha Hadid hat sich in einer Zeit einen Namen gemacht, in der es für Frauen, und besonders für Frauen mit ihrem Hintergrund, in der Welt der Architektur sehr schwer war, mit den Männern zu konkurrieren. Ich hoffe, dass mein Buch vermittelt, wie viele Hindernissen sie zu bekämpfen hatte und wie lange sie brauchte, um sich zu beweisen. Selbst als sie bereits ein Superstar der Architekturszene war, wurden ihre Entwürfe von Kritiker:innen oft infrage gestellt und als nicht realisierbar abgetan.

Und ich hoffe, dass die Kinder vor allem mitnehmen, dass sie ihren eigenen Ideen vertrauen, sich von Kritik nicht entmutigen lassen und sich selbst Ziele setzen sollen. Zaha Hadid wurde berühmt, als ich gerade Architektur studierte. Während ich den Beruf kennenlernte, beobachtete ich nebenher ihren immensen Erfolg. Sie hat mir vorgelebt, wie man immer kreativ, beharrlich und ehrgeizig sein kann. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.

Geschwungene Linien wohin man auch blickt

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English Version of the Interview